Ägypten lässt derzeit einen Abschnitt des Suez-Kanals ausbaggern. Mehr Breite und Tiefe sollen künftig verhindern, dass Monster-Frachtschiffe wie 2021 die „Ever Given“ tagelang im Kanal stecken bleiben und globale Lieferketten knirschend zum Stillstand bringen. Was dem Welthandel die Waren, das sind der IT die Daten: Sie müssen fließen, sonst hakt’s. Deshalb baggert HPE sein „As a Service“-Portfolio GreenLake aus, damit Daten noch besser zwischen Edge und Cloud hin- und herschippern können. Zu den mehr als 50 GreenLake-Angeboten gesellen sich zwölf neue, darunter Netzwerk, Block Storage und HPC as a Service. Zudem vergrößert HPE durch Kooperation mit großen Distributoren seinen Vertriebskanal.
Offenbar ist es Antonio Neri, seit Anfang 2018 am Ruder, gelungen, den früher mitunter etwas schlingernden Supertanker HPE wieder auf Kurs zu bringen. Er sei „sehr zufrieden mit dem Start ins Geschäftsjahr 2022“, sagte der HPE-Chef anlässlich der Präsentation der Neuheiten und freute sich über das „dritte Quartal in Folge, in dem das Unternehmen bei den Buchungen um mehr als 20 Prozent gewachsen ist“.
Besonders zufrieden zeigte er sich mit der Entwicklung bei dem „Edge-to-Cloud as a Service“-Business der Marke GreenLake: „Der leuchtende Stern war das As-a-Service-Geschäft“, sagte Neri. Hier sei der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr um 136 Prozent gewachsen. „Das ist ein Beleg, dass unsere Strategie für unsere Kunden immer mehr an Bedeutung gewinnt“, so Neri. Der aufs Geschäftsjahr hochgerechnete Quartalsumsatz mit wiederkehrenden As-a-Service-Einkünften beträgt laut Unternehmensangaben stolze 798 Millionen Dollar.
GreenLake sei, betonte Neri, „die einzige Edge-to-Cloud-Plattform auf dem Markt“, und HPE habe im Backend die Möglichkeit geschaffen, den gesamten Lebenszyklus der Abläufe vollständig zu automatisieren und mittels einer einzigen Benutzeroberfläche zu steuern. Vier Punkte sind laut dem HPE-Kapitän für Unternehmen heute wichtig: eine „Cloud Everywhere“-Erfahrung, datengestützte Einsichten, Liquidität (erzielt durch „Pay as you go“-Lizenzierung) sowie sichere Vernetzung: „Konnektivität ist heute nicht anders als Wasser oder Strom, sie ist eine wesentliche Dienstleistung. Jeder muss Zugang zu ihr haben“, sagte er. Schließlich liefere Vernetzung den Unternehmen „die Grundlage für die Digitalisierung ihrer Prozesse“.
Diese These – der nach zwei Jahren Corona-bedingter Home-Office- oder Hybridarbeit wohl niemand widersprechen mag – erklärt, warum HPE eine der zwölf neuen GreenLake-Erweiterungen hervorhob: die Integration von Aruba Central, der Cloud-nativen, KI-gestützten Netzwerk-Management-Lösung von HPEs Netzwerktochter Aruba, mit der GreenLake-Plattform. Dadurch sollen nun die über 120.000 Aruba-Anwenderunternehmen – mit laut Aruba fast zwei Millionen verwalteten Geräten und zwei Millionen API-Aufrufen pro Tag – die GreenLake-Plattform nutzen können, um Services zu bestellen und ihre Infrastruktur zu verwalten. Zugleich sorge dieser Schritt für einfachere Bedienung mit einheitlichem Zugriff auf alle Cloud-Dienste des HPE-Portfolios sowie mit Security (inklusive Single Sign-on), elastischer Skalierung und Compliance.
Netzwerk auf Abruf
Mittels acht neuer Dienste (siehe Bild) soll das NaaS-Portfolio (Network as a Service) HPE GreenLake for Aruba Beschaffungs- und Bereitstellungsprozess erleichtern und sicherstellen, dass das Netzwerk immer an den Geschäftszielen eines Unternehmens ausgerichtet ist. Die neuen Services decken laut HPE die gesamte Bandbreite der Anwendungsfälle ab – gemeint ist: allem vom kabelgebundenen Netzwerk über WLAN bis Software-Defined Branch. Dabei böten sie „ein noch nie dagewesenes Maß an Schnelligkeit und Flexibilität“. Die Services seien auch für Channel-Partner geeignet, die im NaaS-Geschäft mitmischen wollen, sei es als Reseller oder MSP (Managed Service Provider).
Ebenfalls neu: Mit GreenLake for Block Storage gibt es nun „Block Storage as a Service“, der 100-prozentige Datenverfügbarkeit im Cloud-Betriebsmodell garantiert – laut HPE eine Branchenneuheit. Per Self-Service sollen Geschäftsbereiche oder Datenbank-Administrationsteams die nötige Flexibilität erhalten, um neue Anwendungen, Dienste und Projekte bereitzustellen. Intelligente automatisierte Provisionierung – sogenanntes „Intent-Based Provisioning“ – spare dabei 98 Prozent der Zeit ein, die sonst für Konfiguration und andere Administrationsaufgaben anfällt, so das Anbieterversprechen.
HPC as a Service
Interessant: Mit GreenLake for High Performance Computing beteiligt sich HPE nun an der „HPC as a Service“-Regatta. Damit, so Antonio Neri, wolle man HPC „demokratisieren“, war dieses doch lange Zeit die ausschließliche Domäne von Regierungseinrichtungen, Wissenschaft und Großkonzernen. Inzwischen können es auch Mittelständler und selbst kleinere Unternehmen von den Hyperscalern auf Abruf beziehen. Auch GreenLake soll es nun jedem Unternehmen erlauben, HPC zum Beispiel für KI- und ML-Inititativen zu nutzen, ohne selbst ein massives Datacenter aufbauen zu müssen. Für den Einstieg biete man kleinere Konfigurationen von zehn Knoten, um Anwendungen zu testen und bei Bedarf zu skalieren.
Hardwareseitig gibt es jetzt laut HPE neue GPU-Optionen auf Basis des Apollo 6500 Gen10 Systems mit Nvidia A100, A40 und A30 Tensor-Core-GPUs. Nvidias NVLink sorge dabei für eine nahtlose Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen den GPUs. Mit der High-Performance Ethernet Fabric Slingshot wiederum könne man Hochleistungsnetzwerke aufsetzen, die den Anforderungen datenintensiver und KI-Workloads gewachsen sind. Ergänzend soll HPE Parallel File System Storage eine skalierbare Hochleistungs-Speicherlösung liefern.
Zu den weiteren Neuankömmlingen auf dem grünen See zählt GreenLake for Compute Ops Management, eine Cloud-native Verwaltungskonsole für das automatisierte, standortübergreifende Lifecycle-Management von Server-Umgebungen. Der Cloud-Service steht ab sofort als 90-Tage-Testversion zur Verfügung und soll ab Juni 2022 erhältlich sein. HPE Backup and Recovery – ein „Backup as a Service“-Angebot für hybride Clouds – ist jetzt für virtuelle Maschinen auf heterogenen Infrastrukturen verfügbar. Zudem erweitere HPE seine Ransomware-Recovery-Lösungen um unveränderliche Datenkopien im eigenen RZ, auf AWS und Azure. Zudem ist nun auch Azure Stack HCI über GreenLake verfügbar.
Partner an Bord
In vielen Fällen bedeutet „Public Cloud“ für ein Unternehmen den Umstieg vom IT-Ruderboot am lokalen Steg auf das wendigere Schnellboot eines Hyperscalers. HPE hingegen, traditionell tief im Partnergeschäft verankert, legt hier großen Wert darauf, dass die Partner nicht über Bord gehen, wenn ein Anwenderunternehmen Kurs auf GreenLake nimmt. „Unser Partner-Ökosystem ist sehr, sehr wichtig für uns“, betonte Antonio Neri, es sei sogar einer von HPEs Wettbewerbsvorteilen. „Mehr als 70 Prozent unseres Geschäfts wird heute über unsere Channel-Partner und das Partner-Ökosystem insgesamt abgewickelt“, so der HPE-Kapitän.
Folgerichtig sind GreenLake-Services jetzt auch auf den Cloud-Marktplätzen und E-Commerce-Plattformen der vier Distributoren Also, Arrow, Ingram Micro und TD Synnex erhältlich. Damit, so HPE, können nun über 100.000 Partner GreenLake nutzen, um ihren Kunden Cloud-Dienste zu liefern. Hierfür gebe es einen neuen Katalog mit vordefinierten Cloud-Diensten für die Marktplätze sowie eine bessere Automation von Bestellungen und Abrechnungen.
Zeitgleich verkündete HPE eine Vereinbarung mit Digital Realty, einem großen Anbieter von Rechenzentren, Colocation- und Interconnection-Services. Dieser Deal soll es Anwenderunternehmen ermöglichen, GreenLake-Services in den fast 300 Rechenzentren von Digital Realty weltweit zu betreiben.
Und auch einen Kundengewinn aus Deutschland konnte HPE bekanntgeben: BMW vereinheitliche nun mit GreenLake sein globales Daten-Management. Dies erleichtere die Analyse von Daten aus E-Testfahrzeugen, BMW soll dadurch deren Markteinführung beschleunigen können. Gleichzeitig sorge die Plattform weltweit für Datenverfügbarkeit und rechtskonforme Archivierung.
Investition in Kompetenzen
Mit einer Welle neuer GreenLake-Angebote baut HPE die Breite wie auch die Tiefe seines Edge-to-Cloud-Portfolios aus, während man durch die Partnerschaften mit vier großen Distributoren eine deutlich breitere Abdeckung potenzieller Channel-Partner und somit indirekter Kunden erzielt. Vor diesem Hintergrund rief Antonio Neri die Channel-Partner auf, sich für die GreenLake-Angebote zu engagieren – und sich in dieser Richtung fortzubilden. Mit Blick auf Distributoren, Reseller, Integratoren und ISVs sagte er: „Wir sind darauf angewiesen, dass sie weiterhin in die richtigen Fähigkeiten investieren, um den Kunden bei der Digitalisierung zu helfen, und dass sie auch in ihre Kompetenzen investieren.“ Schließlich soll das digitale Schnellboot des Kunden ja auf grüner Welle neuen Dateneinsichten entgegeneilen – und nicht im Kanal steckenbleiben.
Lust auf mehr Artikel dieser Art? Nichts leichter als das! Einfach hier den IT Info 2 Go Newsletter abonnieren! (Achtung: Double-Opt-in wg. DSGVO! Es kommt also eine E-Mail mit Link zur Bestätigung, deshalb bitte ggf. Spam-Ordner checken!)
(Dieser Beitrag erschien erstmals in LANline 05/2022.)
Bild: Wolfgang Traub