Aufbruch in den grünen Bereich

Man trägt grün: Die IT-Industrie präsentiert sich gerne als treibende Kraft, um das Wirtschaften effizienter und somit klimafreundlicher zu gestalten. Doch die Praxis ist bunter, als es auf den ersten Blick scheint: Erstens kommt es darauf an, welche Prozesse man mit Rechenpower, Vernetzung, Big Data, KI und Co. beschleunigt. Zweitens hat die Pandemie gezeigt, dass Dauerarbeit im Home-Office nicht unbedingt die „Zukunft der Arbeit“ ist – und auch nicht unbedingt der klimafreundlichste Weg. Es gilt also, genau hinzuschauen, wie eine nachhaltige digitale Arbeitswelt entstehen kann – und nicht nur eine grüne Fassade.

„Deutschland will 2030 65 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen als 1990. Ein breit angelegtes Digitalisierungsprogramm ist hier von allen Instrumenten das wirksamste“, erklärte Bitkom-Chef Dr. Bernhard Rohleder im Herbst 2021. Um mitzuhelfen, die gröbsten Schäden durch die Erderhitzung noch abzuwenden, will Deutschland seinen Treibhausgasausstoß von 729 Mt CO2e (Kohlendioxid-Äquivalent) im Jahr 2020 (laut UBA-Zahlen) bis 2030 auf 438 Mt senken und bis 2045 auf „Net Zero“, nada, null.

Das Einsparpotenzial durch Digitalisierung ist laut einer Bitkom-Studie enorm: Von den 372 Mt CO2e, die gegenüber 2019 (so der Bitkom-Referenzwert) zu vermeiden sind, könne man 28 Prozent schon durch moderate Digitalisierung erreichen, sogar 41 Prozent durch eine beschleunigte. Abzüglich des Energieverbrauchs der IT bleibt laut Bitkom noch eine Reduktion von 23 Prozent (im moderaten Fall) oder 34 Prozent (bei mehr Speed).

Kein Wunder, dass Rohleder fordert: „Wir brauchen ein Programm, das solche digitalen Technologien gezielt fördert, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen.“ Sein Verband sieht die Digitalisierung vorrangig in sieben Bereichen gefordert: effektivere Fertigung, intelligentere Mobilität, optimierte Stromnetze (Stichwort: Smart Grid), energieeffizientere Gebäude (Smart Homes etc.), eine modernere Landwirtschaft, ein stärker IT-gestütztes Gesundheitswesen (Telemedizin etc.) sowie ein digitalisiertes Arbeitsleben mit Remote Work und Online-Collaboration.

Dieser bunte Strauß könnte einen glatt glauben lassen, Digitalisierung sei gleich Klimaschutz. Dem ist leider nicht so. Ein Beispiel: In einem Report zur Digitalisierung in der Modebranche hebt das Beratungshaus McKinsey lobend hervor, dass eine (nicht genannte) US-Modemarke in Zeiten pandemiebedingter Ladenschließungen seinen Marktanteil steigern konnte, und zwar durch Maßnahmen wie Data-Mining des Online-Nutzerverhaltens und individualisiertes Online-Marketing. Schick, modern, digital, in der Tat – aber ein Fast-Fashion-Anbieter.

Und „Fast Fashion“ heißt: unter Ausbeutung natürlicher Ressourcen und der Arbeitskräfte in armen Ländern schnell auf den Markt geworfene Einwegmode, die wenig später im Müll, bestenfalls im Second-Hand-Laden landet. Wenn der Bitkom also die „Steigerung der Produktivität in der Fertigung“ als Beitrag auf dem Weg zu „Net Zero“ lobt, muss die Frage erlaubt sein, was denn da gefertigt wird.

„Die Kernfrage ist die nach den Business-Modellen“, sagte Planetgroups-Gründer Tim Riedel kürzlich im LANline-Interview auf die Frage nach dem Klimaschutz-Potenzial einer modernen, digital gestützten Arbeitswelt: „Welche Produkte und Dienstleistungen bieten wir an, welchen Wertbeitrag leisten wir damit für die Zukunft unserer Gesellschaften und unseres Planeten, und wie können wir gegebenenfalls genausoviel – oder sogar mehr – Geld verdienen, nicht obwohl, sondern indem wir gleichzeitig den Wertbeitrag erhöhen und den dafür erforderlichen Ressourceneinsatz reduzieren? Wenn die ‚moderne, digital gestützte Arbeitswelt‘ das nicht leisten kann, dann brauchen wir sie nicht.“

Verteiltes Arbeiten

Für viele äußerst sich die digitale Transformation vorrangig in Form der Digitalisierung ihres Arbeitsumfelds. Die Pandemie brachte vielen Beschäftigten einen mehr oder weniger freiwilligen und mitunter sehr langen Aufenthalt im Home-Office – sofern sie nicht das sind, was sich heute im Amerikanischen (und damit morgen im Deutschen) „Frontline Workers“ nennt: tätig in Produktion und Logistik oder in Jobs mit direktem Kundenkontakt, sei es in der Gastronomie, im Gesundheitswesen oder bei Dienstleistern.

Zu Lockdown-Beginn war die Hoffnung groß, das „neue Normal“ verteilter Arbeit werde die Klimabilanz verbessern. So verkündete etwa Greenpeace im Sommer 2020 Hochrechnungen, wonach der CO2-Ausstoß im Verkehr um 5,4 Millionen Tonnen jährlich sinken könne, wenn 40 Prozent der Beschäftigten dauerhaft zweimal pro Woche von zu Hause aus arbeiten („Hybrid Work“ genannt).

„Bundesregierung und Unternehmen sollten die Arbeit im Home-Office jetzt konsequent fördern, denn Telearbeit schützt das Klima, entlastet den Verkehr und schenkt Arbeitnehmenden Zeit und Flexibilität“, forderte Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan. „Die Bundesregierung sollte jetzt damit beginnen, die Pendlerpauschale schrittweise zu streichen, und die freiwerdenden Gelder in einen attraktiven öffentlichen Verkehr investieren. So profitieren auch schlechter bezahlte Arbeitnehmende, deren Tätigkeiten sich seltener ins Home-Office verlagern lassen.“

Ein Bericht des Borderstep Instituts, das auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit spezialisiert ist, ergab im Herbst 2021 aber ein nüchterneres Bild. Erstens sinkt das Verkehrsaufkommen durch mehr Home-Office nicht unbedingt dramatisch: „Es entspricht […] nicht der Realität, dass eine Fahrt immer nur einem Zweck dient“, heißt es im Report. „Mit der Fahrt zur Arbeit wird es verbunden, die Kinder in die Schule zu bringen, einzukaufen oder bei den pflegebedürftigen Eltern vorbeizuschauen.“

Zweitens, so Studienleiter Dr. Jens Clausen: „Bei zwei Borderstep-Befragungen haben einmal 20 Prozent, das andere Mal 24 Prozent gesagt: Wir haben eine größere Wohnung gemietet oder werden eine größere mieten, denn wir brauchen Platz fürs Home-Office. Andere haben ein bislang nicht genutztes Zimmer – etwa ein Dach- oder Gästezimmer – als Home-Office in Betrieb genommen und beheizen es nun regelmäßig.“ Beides steigert den Energieverbrauch, und das heißt Stand heute: mehr CO2.

Auch ein dritter Trend trübt laut dem Forscher die Ökobilanz von Remote Work: „Einige, die im Home-Office arbeiten können, ziehen in die Nähe von Freunden oder Verwandten, in eine andere Stadt oder wollen einfach weiter draußen wohnen, da sie weniger pendeln müssen. Wenn man aber einmal pro Woche 100 Kilometer ins Büro pendelt statt fünfmal die Woche 20 Kilometer, dann hat man nach Adam Riese wenig gewonnen.“

Zwar profitierten viele vom Home-Office, etwa Eltern mit kleinen Kindern, zudem alle, die die gesparte Mobilitätszeit nun besser nutzen können. „Allerdings macht Home-Office die Welt eigentlich nicht ‚grüner‘“, so Clausen, „größere Wohnungen fressen die Einsparungen bei der Mobilität wieder auf.“

Deutlich mehr CO2-Ersparnis brachte der Rückgang des Dienst- und insbesondere Flugreise-Aufkommens während der Pandemie: „Die positiven Klimaeffekte von Videokonferenzen anstelle von Dienstreisen können 20-Mal so groß sein die die Effekte durch das Home-Office“, rechnet Clausen vor. Er rät den Unternehmen deshalb, in Videokonferenz-Software zu investieren, zudem in Whiteboards, digitale Pausenräume und Schulungen, damit die Online-Collaboration auch funktioniert. In ihrem Report empfehlen Jens Clausen und Co-Autorin Stefanie Schramm vor allem drei Maßnahmen:

  1. ein restriktiveres Reise-Management, das Videokonferenzen fördert, aber zugleich Reisen nicht behindert, wenn es zur Pflege persönlicher Beziehungen notwendig scheint,
  2. eine unternehmensweite Home-Office-Regelung, die einen klaren Rahmen schafft, aber Raum für Einzelfalllösungen lässt, und
  3. Desksharing für eine Belegschaft, die öfter zu Hause und somit seltener im Büro arbeitet.

Graswurzelbewegung

Mit der Non-Profit-Organisation Planetgroups verfolgt Tim Riedel das Ziel, Nachhaltigkeitsinitiativen in Betrieben zu fördern, sodass Beschäftigte – quasi als „Graswurzelbewegung“ – die Unternehmenskultur reformieren können. „Man kann Menschen zu Klimaaktivisten machen, ohne überhaupt über den Klimawandel zu reden oder das Reizwort ‚Verzicht‘ auszusprechen“, sagt er, „denn ein Bewusstseinswandel ist oft ökonomisch oder Lifestyle-incentiviert.“

In der Tat: Fahrgemeinschaften sparen Geld, ein schickes E-Bike als Pendelgefährt ist längst Kult. Auch die Führungsriege hat laut Riedel viele Möglichkeiten, den Kulturwandel in Richtung Umwelt- und Klimaschutz zu forcieren: „Sie können ihrer Belegschaft Angebote zum Ridesharing machen oder das Pendeln per Fahrrad unterstützen oder auch E-Firmenfahrzeuge zur Verfügung stellen und Ladestationen einrichten. Zudem könnten sie den Angestellten Kredite geben, um Solartechnik aufs Dach zu montieren, die Heizung auf eine Wärmepumpe umstellen etc.“

Auf die von Borderstep-Forscher Clausen skizzierte Home-Office-bedingte Stadtflucht hat Riedel einen anderen Blick: „Nicht Remote-Arbeit führt zu Zersiedelung, sondern Siedlungspolitik und Raumplanung führen zu Zersiedelung.“ Ähnliches gelte für den Verkehr: „Wenn es keine Nah- und Fernverkehrsangebote gibt, dann fahren die Leute eben mit dem Auto.“ Auch hier sieht er Möglichkeiten für Unternehmensengagement, etwa durch Kooperation mit der lokalen Kommune oder einen Shuttle-Service vom S-Bahnhof zur Firma.

Nützlich sei auch die Einführung einer App, mit der Beschäftigte die CO2-Bilanz beruflicher Mobilität tracken können: „Dann können sie sich Ziele setzen, sich vergleichen oder Feedback erhalten“, so Riedel. „Das schafft Anreize, sich vernünftiger zu verhalten.“ Wichtig ist ihm vor allem der Austausch über Fortschritte: Mit „PlaNet“ hat Planetgroups eine Plattform geschaffen, auf der Organisationen über ihre Nachhaltigkeitsprojekte informieren können, um andere zu inspirieren.

Derlei Projekte können schon bei der Hard- und Softwarewahl ansetzen, zum Beispiel – insbesondere in Zeiten global knirschender Lieferketten – durch Einsatz wiederaufbereiteter Hardware. So meldete HPE kürzlich, das hauseigene Technology Renewal Center habe im Geschäftsjahr 2021 über drei Millionen gebrauchte IT-Systeme verarbeitet und davon 85 Prozent renoviert und wieder verkauft. Dies habe 700.000 MWh gespart und den CO2-Ausstoß um 194 Tonnen gesenkt.

Igel-CTO Matthias Haas wiederum rät zu Thin Clients mit dem hauseigenen Igel OS, denn diese Geräte blieben sechs Jahre und mehr im Betrieb: „Das verschiebt nicht nur die Hardware-Investitionen, sondern vermeidet auch Elektronikmüll.“ Zudem lasse sich mit dem Thin-Client-OS die Einsatzdauer von Bestands-PCs verlängern. Ein Wermutstropfen: Wie effizient, langlebig und recyclebar die Hardware auch sein mag, zugleich müsste die Software-Industrie deutlich mehr Augenmerk auf energieeffizente Software legen.

Cisco mit hehren Zielen

Die großen Marken dieser Welt wollen heute als Unternehmen gelten, die ihren Beitrag zum Wohl der Menschheit und damit auch gegen den Klimawandel leisten. Da bilden IT-Konzerne keine Ausnahme. Cisco zum Beispiel hat, durchaus branchentypisch, die Messlatte für sein Umweltengagement sehr hoch gelegt: Im September 2021 gab der IT-Ausrüster bekannt, man wolle bis 2040 „Net Zero“ erreichen, also treibhausgasneutral agieren – und zwar inklusive Scope 3 gemäß Greenhouse Gas Protocol, sprich: über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg, vom Lieferanten bis zum Kunden.

Die Herausforderung: Laut Ciscos „Purpose Report 2021“ („purpose“: Sinn und Zweck) entstehen 73 Prozent der Treibhausgase beim Einsatz der Cisco-Lösungen. Weitere 25 Prozent hat Cisco an seine Lieferkette ausgelagert, nur zirka ein Prozent des Ausstoßes fällt im Hause Cisco selbst an. „Net Zero“ bei Kundenunternehmen kann der IT-Ausrüster aber gar nicht garantieren, will er nicht auch als deren Ökostromlieferant auftreten – außer man stützt sich auf den umstrittenen (und nicht global skalierbaren) Zertifikat-Ablasshandel.

So konzentriert sich der Anbieter auf Bereiche, die er konkret beeinflussen kann: „Wir verwenden so weit wie möglich erneuerbare Energie für unsere Gebäude, in Deutschland beziehen wir nahezu 100 Prozent Ökostrom,“ sagte Jutta Gräfensteiner, die bei Cisco in Deutschland das Thema Nachhaltigkeit verantwortet, im Interview mit LANline.

In Ländern, wo dies unmöglich ist, investiere man in die Erzeugung erneuerbarer Energie. Doch der große Hebel seien die eigenen Produkte, hier wolle man möglichst viel Energie sparen: „Cisco Silicon One zum Beispiel benötigt 95 Prozent weniger Energie bei 35 Prozent mehr Leistung.“ Ein weiteres Ziel sei es, bis 2025 alle Produkte nach Kreislaufwirtschaftskriterien zu entwickeln.

Auch auf Partner wolle Cisco einwirken: „Es wird eine Sustainability-Zertifizierung für Partner geben, die wir im Mai launchen werden“, so Gräfensteiner. „Mit ihr verbunden sind Trainings, Trade-ins sowie Vertriebs-Incentives. Außerdem habe Cisco im Oktober einen weltweiten Nachhaltigkeitswettbewerb für Vertriebspartner vorgestellt und über eine Million Dollar an Preisgeldern für nachhaltige Ideen und Lösungen ausgelobt. „Nachhaltigkeit ist in Deutschland nun erstmalig Bestandteil des Country Plans, bislang war das ein Thema ausschließlich auf weltweiter Ebene“, erläutert sie. Was nun ansteht: ein Konzept für die Umstellung der Firmenflotte auf E-Fahrzeuge, eine Shortlist für die Partnerschaft mit Umweltverbänden in Deutschland sowie gemeinsame Projekte und Initiativen mit Vertriebspartnern.

Hybrid Work klimagerecht gestalten

Als Anbieter der Flugvermeidungssoftware Webex setzt Cisco für Nachhaltigkeit auch auf Remote Work. Laut Gräfensteiner erwarten 58 Prozent der Cisco-Belegschaft weltweit, nach der Pandemie hybrid arbeiten zu können. Dies unterstütze Cisco „absolut“. Manch eine deutsche Führungskraft aber beäugt das Home-Office (genauer: mobiles Arbeiten) skeptisch, befürchtet man doch, die Heimoffiziere nicht ausreichend im Blick behalten zu können.

Frank Roth, Vorstand des Softwarehauses AppSphere, rät hier: „Unternehmen sollten dazu übergehen, den inhaltlichen Mehrwert der Arbeit für das Geschäftsziel zu messen statt der geleisteten Arbeitszeit.“ AppSphere halte zudem monatlich „Begeisterstunden“ ab, um Motivation, Teamgeist und Unternehmenskultur zu fördern.

Diese drei Aspekte sind laut Katharina Jessa, die bei Cisco Deutschland das KMU-Geschäft leitet, zentral, um Nachhaltigkeit in Unternehmen zu verankern: „Wir kommen aus einer Welt, in der alles verfügbar war, in der die meisten Menschen sich keine Gedanken über den eigenen Carbon Footprint machten“, so Jessa gegenüber LANline. „Heute geht es um die Frage: Wie hilft man den Kollegen, ein Verhalten zu ändern, das über Jahrzehnte akzeptabel war?“

In ihrem eigenen Team habe sie letztes Jahr bestätigt gesehen, dass Meetings auch ohne Reisen möglich sind. „Wichtig ist es, das Bewusstsein zu schärfen, dass jede Reise Einfluss auf den CO2-Ausstoß hat“, betont sie. „Die Arbeitgeber sind gefordert, Prozessketten und Entscheidungsszenarien so anzupassen, dass Nachhaltigkeitdenken gefördert wird.“

Beim Thema Remote Work liegt Jessa die Frage der Unternehmenskultur am Herzen: „Zunächst geht es darum, den Menschen zu vertrauen, dass sie zu Hause effektiv arbeiten können. Andernfalls stellt sich die Frage: Warum traut man es der Belegschaft nicht zu, in den eigenen vier Wänden selbstbestimmt zu arbeiten?“

Hier komme intrinischer Motivation und dem Verständnis des „Purpose“ große Bedeutung zu: „Wir haben bei Cisco über alle Ebenen hinweg sehr viel Zeit investiert, um zu ermitteln: Was bedeutet unsere Arbeit für den Sinn und Zweck des Unternehmens?“ Wer genau den passenden Job habe, sei auch im Home-Office motiviert. „Vorgesetzte“, so Jessa, „müssen also heute weitaus öfter Check-ins machen – nicht zur Arbeitsleistung, sondern zur Person: Was beschäftigt die Person? Wo kann man vielleicht Unterstützung anbieten?“

Problemfall Metaverse

Remote Work kann CO2 sparen, etwa wenn sich global verteilte Teams auschließlich online treffen. Allerdings arbeiten Facebook, Microsoft und auch Cisco an einer immersiven Online-Welt, dem „Metaverse“, das die CO2-Bilanz von Remote Work durch mehr Rechenaufwand zu verdüstern droht (siehe hier und den Videoclip hier). Setzt sich das Metaverse durch, lautet das dystopische Worst-Case-Szenario: Ein Teil der Menschheit flüchtet sich für Arbeit, Spaß und Spiel in eine bunte digitale Parallelwert, während die richtige Welt für einen anderen Teil unbewohnbar wird. Klingt nach Kassandra-Ruf, aber die Frau hatte ja nicht unrecht.

Fazit: Dass sich Unternehmen ambitionierte Nachhaltigkeitsziele setzen, ist nicht nur löblich, es ist heute zwingend notwendig. Remote Work kann zum Klimaschutz beitragen, etwa indem Flugreisen entfallen. Die Borderstep-Erkenntnisse aber zeigen: Mobiles Arbeiten hilft der CO2-Bilanz nur, wenn sich die Beschäftigten im Home-Office wie auch jenseits der Arbeit klimafreundlicher verhalten. Erreichen lassen sich die Ziele der Firmen also nur, wenn die Belegschaft mitzieht – bei der Arbeit wie auch privat. Die Saat dafür keimt in immer mehr Unternehmen.

„Wer will, findet Wege, wer nicht will, findet Gründe“, sagte der weise, leider kürzlich verstorbene dm-Gründer Götz Werner. Anders formuliert: Jetzt heißt es durchstarten – grüner wird’s nicht!

(Dieser Beitrag erschien erstmals in LANline 03/2022.)

Bild: (c) Wolfgang Traub