Innenstädte sind ein heißes Pflaster. Und das im wörtlichen Sinne. Angesichts der Klimaerwärmung sehen sich viele Städte genötigt, hier massiv gegenzusteuern. In Bamberg macht man dazu einfach das, was man dort schon immer gemacht hat: gärtnern.
Die Touristenströme, die sich sommers in Bambergs Innenstadt drängen, um das Unesco-Weltkulturerbe zu bestaunen, tapern durch eine flächendeckend gepflasterte Fußgängerzone. Abseits des touristischen Haupttrampelpfads aber zeigt sich Bamberg von deutlich bepflanzterer Seite – darunter mit so vielen Grünanlagen und Baumbeständen, dass sich manch andere Stadt davon eine Scheibe abschneiden sollte. (He! Stecken Sie die Kettensäge weg, das war nur bildlich gemeint!)
Beim Vorhaben, die typischen innerstädtischen Hitze-Inseln zu vermeiden, profitiert Bamberg zunächst davon, dass sich die Stadt um einen Kern auf einer echten Insel (zwischen linkem und rechtem Regnitz-Arm) drängt. Die Häuser einer ehemaligen Fischersiedlung in der Innenstadt sind schon fast in den Fluss gebaut und nennen sich daher „Klein-Venedig“. (Und ja, man kann in Bamberg Gondelfahrten à la Venezia buchen.)

Auch sonst profitiert Bamberg vom Wasser: Im Landkreis gibt es über 70 Wasserkraftanlagen. Ein paar Turbinen sind sogar einigermaßen unauffällig in die Staustufen der historischen Inselstadt integriert. (An diesen Stellen ist von Gondelfahrten abzuraten.)

Vor allem aber hat Bamberg eine Tradition von Gärtnereien, deren Flächen bis an die Innenstadt heranreichen. Der Ortsteil nordöstlich des Zentrums heißt nicht umsonst „Gärtnerstadt“.

Mit einem Klimaanpassungskonzept, vorgestellt 2020, will sich Bamberg gegen Hitze, Trockenheit, höhere Mitteltemperaturen und Starkregen wappnen. Die Stadt plant unter anderem, Pufferzonen und Brachflächen auszubauen. Eine Herausforderung: Hochwasserschutz für die historische Altstadt. Eine flussnahe Bebauung à la Venezia hat eben nicht nur Vorteile, und ein altes Rathaus mitten im Fluss auch nicht.

Biodiversität ist im Konzept ebenfalls ein wichtiger Punkt. Die Voraussetzungen dafür sind gut. Denn zu den nahrhaften Grünflächen der Gärtnerstadt gesellen sich in Bamberg zwei Naturschutz- und vier Landschaftsschutzgebiete, vier FFH-Gebiete (Fauna-Flora-Habitat) sowie Geotope und Wälder. Eine der Grünanlagen, der als englischer Garten gestaltete Hainpark, hat sogar seinen eigenen Bürgerparkverein, der sich um ihn kümmert.
Letzthin bemüht man sich in Bamberg zudem, wieder mehr Grün in die gepflasterten Ecken der Stadt zu bringen. Innenstadtweit finden sich (nach-)gepflanzte Bäume und an diversen Stellen stößt man auf Bäumchen im Rollcontainer.

Zugleich sollen Hochbeete die Anwohner zum Mitmachen für ein „essbares Bamberg“ anregen.

Entlang der Regnitz scheint das gut zu gelingen, inklusive benachbart angepflanzter Feigenbäumchen.

Andernorts hingegen erregt die Hochbeetflora den Verdacht, dass die Nachbarn den Begriff „essbar“ sehr, sehr weit auslegen.

Insgesamt jedenfalls stehen die Bemühungen Bambergs, sich in der Klimakrise zu behaupten, auf einem fruchtbaren Boden. Auch das im wörtlichen Sinne.
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Bilder: © Dr. Wilhelm Greiner, Renate Trujillo
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