Wie komme ich an sichere Passwörter?

1. Für die Do-it-yourself-Passworterzeugung empfehlen Fachleute Zeichenfolgen, die aus den Anfangsbuchstaben der Wörter eines Satzes bestehen. So muss man sich nur eine einfache Aussage aus der eigenen Lebenswelt merken. Ein Beispiel: Der Satz „Kommenden August macht Erich Langlauf“ ergibt das Passwort „Kamel“. Da kommt ein Hacker nie drauf.

2. Geben Sie Ihrem Haustier möglichst einen Namen, der neben Groß- und Kleinbuchstaben auch Zahlen und Sonderzeichen enthält, zum Beispiel:
„Waldi2NachdemWaldi1vomBusüberfahrenwurdeSchluchz!“
Auf diese Weise können Sie getrost den Namen Ihres vierbeinigen Lieblings als Passwort verwenden.

3. Gehen Sie am besten auch bei der Namenswahl ihrer Kinder so vor wie unter Punkt 2 beschrieben. (Gemeint ist hier nur das Prinzip! Es ist für Ihre Passwortsicherheit nicht zwingend erforderlich, dass Ihre Kinder vom Bus überfahren werden.)

4. Legen Sie Ihre Passwörter nie ohne ein spezielles Verschlüsselungsprogramm auf der Festplatte ab. Als bekanntester Passwort-Safe dieser Art gilt Microsoft Word, aber auch Excel ist sehr beliebt.

5. Verwenden Sie für jeden Online-Dienst, den Sie nutzen, ein eigenes Passwort. Nehmen Sie also zum Beispiel das Passwort „Facebook“ für Facebook, das Passwort „Online-Banking“ für das Online-Banking und das Passwort „Verspätung“ für die Ticket-Buchung bei der Deutschen Bahn.

6. Sind Sie neu in einem Unternehmen und sollen Sie sich eine Login-Passphrase ausdenken? Dann schicken Sie das Passwort Ihrer Wahl sicherheitshalber per E-Mail „an alle“ mit der Frage, ob es jemand bereits benutzt.

7. Falls Sie zwischen zwei möglichen Passwörtern schwanken, dann lassen Sie doch einfach auf WhatsApp darüber abstimmen. Sie werden erstaunt sein, was für interessante Diskussionen sich daraus ergeben.

8. Viele Anwender schreiben ihre Passwörter auf diese gelben Post-it-Zettel, die sie dann an den Rand des Displays kleben. Das geht gar nicht! Insbesondere bei AppleFans beißt sich das blasse Gelb mit dem schicken Design des MacBook Air. Wahre Apple-„Fanbois“ kaufen deshalb „iPost-its“ im stylischen Farbton „Gebürstetes Alu“, erhältlich im Apple Shop, 50 Stück für nur 24,99 Euro.

9. Falls Sie Kinder im Alter bis fünf Jahre haben: Klären Sie die Kleinen auf, dass man Passwörter niemals jemand anderem verraten sollte, auch dann nicht, wenn er als Nikolaus verkleidet ist. Falls Sie aber Kinder im Alter ab sechs Jahren haben, kennen Ihre Kinder sich längst viel besser mit Passwörtern aus als Sie selbst. Und sie haben auch das Passwort des DSL-Routers längst geknackt und die Kindersicherung deaktiviert. Schließlich haben die lieben Kleinen schnell kapiert, wieso der neue Yorkshire-Terrier so einen komischen Namen hat.

10. Wenn Sie sich Passwörter absolut nicht merken können, dann schreiben Sie diese am besten auf einen kleinen Zettel und legen ihn in die Brieftasche. Wird diese eines Tages gestohlen, dann haben Sie natürlich ein Problem. Aber wahrscheinlich haben Sie auch ihre PIN auf die EC-Karte geschrieben. Und weil die EC-Karte ebenfalls in der Brieftasche war, sind Sie nun sowieso ruiniert. Die Frage, wer Ihr Twitter-Passwort kennt, ist also nun Ihre kleinste Sorge.

Schalten Sie auch nächste Woche wieder ein, denn unsere neue Folge heißt: „Hilfe! Ich sitze auf einer Gästetoilette, das Klopapier ist alle, und das einzige Papier, das ich bei mir habe, das ist der Zettel mit all meinen Passwörtern!“

(Diese Satire stammt aus meinem Sammelband Was Sie schon immer über das böse Internet wissen wollten, aber nie zu fragen wagten, ITP-Verlag, 2015)

Bild: (c) Wolfgang Traub